9. Dezember 2020

Die fehlbare Vernunft

Der Mensch definiert sich selbst als vernünftiges Tier. Ein Tier, welches das Attribut der Vernunft
sein Eigen nennt. Vernunft ist die Fähigkeit geistig nachzudenken und anhand von verschiedenen
Faktoren zu einem Urteil zu kommen und danach zu handeln, um so z.B. Probleme zu lösen.
Ob etwas vernünftig ist oder nicht, ist nicht immer klar. Manchmal wird als Grundlage für
vernünftiges Handeln, rationales Denken und Handeln gesehen. Zwar gibt es Fälle, in denen beides
übereinstimmt, jedoch trifft das nicht immer zu. Vernünftiges Handeln ist subjektiv.

Die Vernunft erlangt der Mensch erst im Laufe der ersten Lebensjahre. Der Mensch besitzt
Vernunft, jedoch hat jeder seine eigene Meinung dazu, was vernünftig ist und so handeln manche
Menschen in den Augen von anderen unvernünftig. Die Vernunft ist also in soweit fehlbar, dass
zwar die Definition von Vernunft objektiv ist, menschlich vernünftiges Handeln jedoch subjektiv
ist. Auch hängt vernünftiges Handeln davon ab, welche Informationen man hat und welchen davon
man wie stark vertraut, wie man sie versteht oder wie sehr man sich diese zu Herzen nimmt bzw.
darüber urteilt.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Ein ziemlich aktuelles Problem betrifft den Klimawandel und
seine langfristigen Folgen. Um diese zu verhindern, sollen wir jetzt schon etwas ändern. Ein Faktor
sind erneuerbare Energien. Angenommen, jemand hat sich kaum mit dem Thema auseinandergesetzt und bekommt dann von einer anderen Person gesagt, wie toll erneuerbare Energien im
Vergleich zu fossilen Brennstoffen sind. Die Person kennt dann nur die positiven Seiten, die
Chancen, aber keine möglichen Risiken oder Hindernisse. So wird sie denken, dass man ganz
einfach umsteigen müsste und dann wäre die Sache erledigt. Wäre es vernünftig, das jetzt einfach
durchzusetzen? Mit den gegebenen Informationen schon.
Doch was, wenn sie jetzt von jemand anderem die negativen Seiten erklärt bekommt? Wäre es
immer noch vernünftig einfach so umzusteigen? Wahrscheinlich würden manche ja sagen und
manche nein.
Doch was passiert, wenn unter die negativen Seiten jetzt noch Verschwörungstheorien gemischt
werden? Zum Beispiel, dass es gar keine erneuerbaren Energien gibt und diese Energien von Aliens
kommen, damit wir auf diese umsteigen? Klar, das klingt komisch, aber angenommen man würde
das glauben, wäre es eindeutig vernünftiger nicht umzusteigen.
Man sieht also, obwohl es in allen drei Fällen um dasselbe Problem geht, sind alle drei
Entscheidungen aus ihrem Standpunkt heraus vernünftig.
Anhand der gegebenen Informationen sehen Menschen Handlungen oder Meinungen als vernünftig an, die sie im anderen Moment als unvernünftig ansehen.
Und so können zwei Leute, die eine ähnliche Moral haben, Entscheidungen als vernünftig oder unvernünftig ansehen, nur weil der eine vielleicht mehr Informationen hat. Aber selbst, wenn beide die gleichen Informationen haben, können sie unterschiedliche Entscheidungen für vernünftig halten. Je nachdem, welche Faktoren das Urteilen beeinflussen, welche Erfahrungen, welche Weltansichten oder auch welches Alter die Personen haben, die urteilen. Wie bei dem Beispiel mit den erneuerbaren Energien.
Darüber hinaus ist ein Mensch auch in der Lage, sich gewollt aus seiner eigenen Sicht unvernünftig zu
verhalten, sogar wenn dieses Verhalten keinen Nutzen hat.

Es lässt sich also zusammenfassend sagen, dass der Mensch sich der Vernunft bedienen kann und an
sich auch ein Vernunftwesen ist. Zwar gibt es Fälle, in denen die Vernunft eingeschränkt wird, wie
zum Beispiel beim Träumen oder als kleines Baby, jedoch kann sich der Mensch an sich der
Vernunft bedienen.
Ob der Mensch vernünftig ist, ist eine andere Sache, denn vernünftiges Handeln ist subjektiv. Somit
ist der Mensch aus seiner Sicht vernünftig, aber aus einer anderen wieder nicht. Der Mensch ist also
nicht objektiv vernünftig.
Doch ist diese Verschiedenheit von vernünftigen Handeln jetzt etwas Unschönes, gar Negatives?
Manche würden sagen ja, manche nein, doch Fakt ist, dass eben auch diese Eigenschaft den
Menschen einzigartig macht.
Stellt euch vor, es gäbe keine Meinungsverschiedenheiten, keine Differenzen in vernünftigem
Handeln.
Wo bliebe dann die Möglichkeit als Mensch, als Individuum, sich weiterzuentwickeln?
Die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen auszutauschen und zu diskutieren?
Sich von anderen Ansichten bereichern zu lassen und die Einzigartigkeit eines jeden Individuums
wertzuschätzen, zu achten und zu respektieren?

Yang und Felix

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