23. Dezember 2020

Was ist der Mensch?

Diese Frage stellen sich Menschen seit Anbeginn allen philosophischen Denkens. Es ist die Frage der Anthropologie, der Wissenschaft vom Menschen, und soll klären, was das Wesen des Menschen ausmacht. Was unterscheidet ihn von anderen Wesen?

In den letzten Adventswochen wurden im philosophischen Adventskalender viele verschiedene philosophische Auffassungen dargestellt. Ist der Mensch ein Gefühls- oder Vernunftwesen? Hat er seine besondere Entwicklung der Unspezialisiertheit seine Hände oder seiner Fähigkeiten zu verdanken oder doch der Tatsache, dass er aufgrund seiner individuellen Hilflosigkeit auf Kooperation und auf Erfindung von Hilfsmitteln angewiesen ist? Ist der Mensch eine physiologische Frühgeburt und kann deshalb durch frühe Außenreize eine Gehirnentwicklung durchlaufen, die anderen Tieren unmöglich ist? Ist der Mensch vielleicht nur eine biologische Maschine, deren innere uns äußere Prozesse einer reinen Ursachen-Wirkungs-Kette folgen, die in sich logisch und sicher komplex sind, jedoch den Naturgesetzen unterworfen wie auch jeder geistlose Gegenstand? Oder ist das Besondere des Menschen, dass er über sich hinaus denkt, dass er sogar über das Sein über das Leben hinaus denkt – spirituell ist?

Deutlich ist, dass der Mensch vieles gleichzeitig zu sein scheint. Er ist physisch und psychisch, Körper und Geist, führt ein analoges und ein digitales Leben. Er ist den Naturgesetzen unterworfen und kann diese gleichzeitig umgehen oder nutzen durch seine Geisteskraft: Erfindungen. Der Mensch hat Fliegen und Heilen gelernt. Er bezwingt seine Instinkte und Triebe und stellt seine eigenen Regeln auf: Gesetze und Moral. Er gibt sich nicht damit zufrieden, einfach nur vor sich hin zu vegetieren. Er ist Macher, Erfinder seiner Welt – und seiner selbst. Und gleichzeitig ist er seinem Körper, seiner Zeit, seiner Geschichte, seiner Umgebung, seinem individuellen Schicksal ausgeliefert.

Manchmal brauchen wir Menschen einen Moment, in dem wir uns dessen erinnern. Es gibt Dinge, die wir beeinflussen können und sollen. Dinge, bei denen wir eingreifen, uns wehren, etwas tun sollen. Und es gibt Dinge, bei denen wir erkennen müssen, dass sie unserm Einfluss entzogen sind, dass sie nicht in unserer Hand liegen, die wir akzeptieren und mit ihnen bestmöglich umgehen lernen müssen. Oder, um es mit den Worten des Gebets zu sagen:

,, Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, hinzunehmen, was ich nicht ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”

Versuchen wir’s.

Dieses Zitat wird verschiedenen Theologen (u.a.Reinhold Niebuhr) und Heiligen (u.a. Franz v. Assisi) zugesprochen und stammt aus einer amerikanischen Kapelle.

 

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