Blick in den grauen Himmel
von Vanessa Wörmstof
Wie gelähmt blicke ich mit starrem Blick auf den grauen Himmel, dann wieder auf mein Zimmer. Irgendwann hatte ich aufgehört die Tage zu zählen an denen ich nicht mehr draußen gewesen, ich mich angezogen oder frische Luft, die nicht durch mein Fenster kam, eingeatmet hatte. Vielleicht hätte sie meinen Kopf etwas mehr befreien können, aber ich wollte nicht.
Nachdem ich meinen Blick von dem Wäschehaufen in meinem Zimmer nehmen konnte, blickte ich wieder auf meinen Bildschirm. Den Unterricht, den ich mit dem herum starren erledigt hatte, endete nun auch endlich. Mein Kopf war leer und gleichzeitig schwer, Schwere Leere. Schwere Gedanken und trotzdem ein Nichts. Mir war schon vor einem Jahr bewusst gewesen, dass es nicht gut enden würde. Ich hätte ahnen können, dass auch 2021 kein Jahr aus Freude, Sonnenschein und Licht wird. Trotzdem dachte ich ich könnte dieses Jahr etwas verändern. An mir, der Welt. Doch nun sind schon wieder drei Monate vergangen, mein Kopf hängt immer noch in 2020 und meine Seele ist schon länger nicht mehr an der selben Stelle, wie sie es vorher einmal gewesen war.
Ich kann nicht sagen, ob das alles nur durch Corona kam…Wäre das nicht etwas übertrieben? Ist das nicht was wir gelernt haben? Die Gefühle anderer als lächerlich, unwichtig oder übertrieben einzustufen. Woher soll ich also wissen, ob meine Gefühle irgendwo gerechtfertigt sind? Woher konnte ich ahnen, dass meine Lebensmotivation 2021 gerade einmal drei Tage anhielt und ich dann wieder alles in der schweren Leere sortieren musste. Ist es nicht irgendwie witzig? Leere sortieren? Sie spüren…wie als wennetwas Schlechtes sich in deinem Kopf ausbreitet, ihn vergiftet. Die Leere, ein Nichts und trotzdem etwas.
Bin ich überhaupt in der Lage gerade darüber zu reden wie es mir geht? Als wäre ich die Einzige…geht es uns nicht allen so? „Die Erwachsenen haben es gut“…Ihr verdient Geld, habt am besten schon eine eigene Familie, einen Job und all die Erfahrungen gesammelt. Sex, Liebe, Drogen. Der erste Kuss…das erste Mal…die erste Liebe…mit den Freunden erst mal wegfahren, sobald man den Führerschein bekommen hatte. Die Blicke anderer auf dir zu spüren…Dich im Licht und zur Musik bewegen, wie man sich das so in Filmen vorstellt…aber das hier ist doch alles nur ein schlechtes Drehbuch, ein schlechter Witz. Ein Film der mit 2 von 5 Sternen bewertet werden würde und den man am liebsten im Kino verlassen würde. „Ich fühl mich wie im falschen Film“ war also das Lebensmotto der letzten zwei Jahre. Hätten wir nicht selber herausfinden dürfen, dass das Leben nicht wie im Film ist…dich keiner im Club so ansieht wie in den Filmen und das erste Mal gar nicht so romantisch ist, wie es immer erzählt wird…Soll ich jetzt bald sagen, dass ich 17 bin…keine Ahnung von der Zukunft, der Liebe, dem Verlangen habe. Was bringt mir meine Zukunft, wenn ich die Gegenwart nicht erleben darf…ich nur zusehen kann…Für wen soll ich mich also anziehen, rausgehen oder überhaupt noch weiter leben? Für mich selbst? Wer bin ich überhaupt…
Wer war ich, wer bin ich und wer werde ich sein? In einem Leben, in dem man nicht mehr leben will ist es doch klar, dass die Seele einen verlässt. Die Ziele, Erinnerungen und die Gefühle sich verändern…Aber was weiß ich schon? Gerne würde ich mal in einer fremden Kopf sehen, welcher frei von allem dem letztes Jahr in dieses Coronazeugs geschubst wurde. War es schlimmer für dich aus einer glücklichen Zeit in eine Schwere zu gehen? Geht es dir wie mir? Bist du Identitätslos? Verloren…gefangen…verborgen? Oder war es für dich anders als für mich? Bist du an dem Punkt wo ich schon vor Jahren war…der erste negative Gedanke auftauchte und dich in eine Person aus Angst, Trauer, Wut und noch vielen anderen Gefühlen machte…Einer Wolke, die grau durch die Tage schweifte und einfach nur weiß sein wollte wie die anderen oder einfach gar nicht mehr existieren?
Wie geht es denen, die schon jene Erfahrungen gesammelt haben…die schon wissen wie man die erste Liebe gehen lässt, wie es sich anfühlt jemanden zu küssen, jemanden zu lieben…einen Abschluss zu haben…einen Partner der neben einem nachts einschläft…den man berühren darf, ohne Angst zu haben. Der einem in die Seele blicken, deine Gedanken verstehen kann?
Mir ist egal wer ich bin, solange ich nicht sein will. Mir ist egal, wie meine Noten später aussehen, wenn ich keinen Weg mehr habe, den ich gehen kann. Mir ist egal, ob ich die erste Liebe finde, wenn ich mich selbst nicht lieben kann. Mir ist es alles egal, solange ich nicht mehr sein will.
Ich blicke wieder raus in den grauen Himmel…