Jeden Morgen nahm sie die Rolltreppe zu ihrer Arbeit. sie war nicht zu faul, um die Treppe zu nehmen. Sie hatte immer einen genauen Zeitplan. Um 7:39 Uhr stellte sie sich auf die bewegende Treppe. Sie wusste, dass sie genau eine Minute mit dieser brauchte. Sie hielt schon den Euro für den Obdachlosen bereit und richtete noch kurz ihre Bluse.
Als auf einmal ein fremder, aber auch vertrauenswürdiger Mann auf die andere Seite der Rolltreppe stieg. Sie musterte ihn genau, weil er es war, der ihren täglichen Montagmorgen zerstörte. Es ist schon ein Ritual für sie. Jeden Morgen sich auf die Rolltreppe zu stellen
und dann dem Obdachlosen einen Euro zu geben. Es ist besonders für sie, weil sie immer allein auf der Rolltreppe ist. Dadurch hat sie Zeit sich zu entspannen. Auch wenn es nicht sehr angenehm riecht, ist es ihr Ort, um alle Gedanken fallen zulassen.
Sie musterte den Mann immer noch. Heute wollte sie auch ihre Gedanken schweifen lassen, doch dieser Mann, ihr gegenüber: Er füllte ihren Kopf mit Gedanken. Der Mann verwirrte sie total. Ihr Herz schlug, als würde es gleich ein Wettrennen gewinnen. Sie war sich sicher, dass sie ihn kannte,
aber irgendwie war er ihr auch fremd.
„Komisch!“, dachte sie. Er hatte etwas geheimnisvolles. Eine Ausstrahlung, die er aber verdeckte. Durch die vielen Gedanken vergaß sie, dass sie oben an der Rolltreppe angekommen war. Sie fiel hin. Der Mann erschrak und blickte mit seinem verunsicherten Blick hinüber. Er machte kehrt und lief wieder nach oben zur Rolltreppe. Er tat sich schwer, denn er lief der Rolltreppe entgegen. Er schaffte es und fragte, ob alles gut sei.
Sie blickte bedröppelt zu ihm. Sein Lächeln strahlte . Seine Augen funkelten so schöne wie die Sterne, dachte sich die Frau. Er strahlte viel Wärme aus. Sie fühlte sich geborgen. Sie nickte und lächelte verlegen. Obwohl er ihr so nah war, wusste sie nicht, wer er war. Er schaute sie an und sagte mit einem Lachen:
„Frau Kohlbach? Sie haben doch heute frei!“