Realisierung
Das Corona Museum »Realisierung« archiviert meine Zeit während der Pandemie. Ich, die als Letzte von allem erfährt, bemerkte erst im März etwas davon, als das erste Homeschooling begann. Noch freute ich mich, denn dies brachte mir Zeit zum Lernen für meine Abschlussprüfungen. Doch nachdem ich diese erfolgreich abschloss und es früher in die Ferien ging, begann der eigentliche Albtraum, die Langeweile. Die auf dem Boden befestigten Ausschnitte eines Worträtsels verdeutlichen diese Langeweile, die während dieser Zeit ständig auf meiner Schulter saß.
Zunächst habe ich viel Zeit mit meinem Bruder verbracht, doch nach Zwei Wochen bekamen wir uns stündlich in die Haare. Die Zeit zuhause nutzten wir, um den Garten auf Vordermann zu bringen. Wir haben die Beete neu bepflanzt und eine Kräuterwand sowie ein Hochbeet aus Reckstange und Hänger gebaut. Die Rinde und das Bild unserer Gartenwerke steht für diese Arbeit im Garten. Ein Stück der Rinde ragt aus dem Netz, da wir nur wegen der vielen Zeit, die uns die Pandemie zuhause erbrachte, die Arbeit im Garten begannen.
Außerdem hörte ich viel Musik und saß vor dem Fernseher fest, wie jeder Teenager in dieser Generation. Kopfhörer und Noten stehen für die Musik, die mich täglich begleitete. Steckdose und Netflix machen deutlich, dass ich meine Zeit mit Technik und Fernsehen verbrachte. Nach drei Wochen hatte ich auch das satt.
Gott sei Dank ging es dann zu meinen Großeltern nach Usedom, wo wir Boot fuhren oder musizierten. Die Kinderriegel, welche ich heimlich im Urlaub meiner Großeltern verspeiste, stehen für diesen.
Den Geburtstag meines Bruders haben wir ungefähr fünfmal gefeiert, da Corona uns den Kontakt mehrerer Personen verbat. Luftballons und Süßigkeitenpapier stehen für diese Geburtstagspartys. Beeinflusst von Corona hängt einer der Luftballons außerhalb der Kiste und befindet sich somit nicht mehr innerhalb des Netzes, welches meine Nichtrealisierung des Virus darstellt.
Auch wenn die Pandemie vor mir stand, so richtig realisiert habe ich sie nicht. Die Pandemie befindet sich außerhalb des Netzes, während mein Leben abgeschottet von dieser sich innerhalb des Netzes befindet.
Ein Gutes hatte das Ganze jedoch. Ich habe mich endlich einmal aufgerafft, jetzt, da ich so viel Zeit hatte, und habe mir einen Job als Zeitungsausträger gesucht. Beeinflusst von der Pandemie habe ich Zeitungen außerhalb der Kiste befestigt. Die ersten Auslieferungen waren, nun ja, interessant. Nicht nur das ich mich des Öfteren verfahren hatte, mein Wagen meinte auch noch umzukippen und gegensämtliche Hindernisse zu fahren. Aber keine Sorge, ich bin unbeschadet davongekommen. Diese Hauptbeschäftigung, welche ich wöchentlich antrat, befindet sich im Mittelpunkt des Museums. Mit dabei ist ein Bild meines Wagens und der Müll, den ich in Massen produzierte. Dieser Job war eine gute Beschäftigung und Abwechslung während der Pandemie.
Die Stange in der Mitte soll auf ein Karussell hinweisen. Mein Leben verlief nämlich immer im Kreis, da sich jeder Tag wiederholte und komplett gleich war, wie der davor. Die Maske umrundet die Kiste, da die Pandemie mein Leben langsam einnahm. Zunächst war mein Leben noch von allem abgeschottet und ich realisierte die Pandemie nicht. Doch langsam verstand ich das Ausmaß dieser. Dies inspirierte mich zu dem Titel »Realisierung«.
Meine Vorgehensweise
Zu Beginn meiner Arbeit habe ich die Obstkiste mit Zeitungspapier bekleidet, welches ich von einer meiner Auslieferungen übrighatte. Außerdem beklebte ich den Boden mit von mir ausgefüllten Worträtseln. Diese sind Grundlage meiner Zeit und ständiger Begleiter, wie oben aufgeführt, während der Pandemie. Ein langes Stück Baumrinde klemmte ich unter das Netz, sodass dieses gestützt wird. Einzelne zusammengeknüllte Papiere meiner Auslieferungen klebte ich anschließend um diese Baumrinde herum. Das Foto meines Auslieferungswagens stach ich mit der Baumrinde auf, sodass dieses auf den Papierknödeln liegt. Die Süßigkeitenpapiere und die Luftballons, die alle mit dem Geburtstag meines Bruders zusammenhängen, befinden sich in einer Ecke der Obstkiste. Ein Luftballon hängt bewusst, wie im oberen Text zu erkennen, außerhalb der Obstkiste. In einer weiteren Ecke habe ich alles zum Thema Gartenarbeit platziert, das Foto habe ich auf dem Boden festgeklebt, die übrigen Baumrinden sind jedoch nur an die Wand angelehnt.
Die Kinderriegelpapiere habe ich ebenfalls in eine einzelne Ecke platziert. Alles rund zum Thema Freizeit und Langeweile befindet sich in der Vierten Ecke der Obstkiste. Diese Aufteilung der Themen war mir sehr wichtig, da man sie so besser voneinander unterscheidenkann, jedoch auch Gemeinsamkeiten festgestellt werden können, wie die Süßigkeitenpapiere oder die Arbeit, die von der Baumrinde verbunden wird.
Zu guter Letzt habe ich ein Bild mit der Aufschrift »Bitte 1.5m Abstand halten« an eine Innere Wand befestigt, welche mich ständig verfolgte während dieser Zeit.
Die Maske habe ich um zwei der Ecken geklemmt. Dies war meine erste Maske, genäht von meiner Mutter, und der Beginn der Pandemie.