1. Dezember 2020

1. Dezember

„Nach der Menge von Erlebnissen und Erregungen, die uns durchschnittlich in einem Zeitpunkte möglich sind, misst man sein Leben, als kurz oder lang, arm oder reich, voll oder leer: und nach dem durchschnittlichen menschlichen Leben misst man das aller anderen Geschöpfe, — es sind Alles, Alles Irrtümer an sich!“
– Friedrich Nietzsche, Morgenröte (1881)

Wie objektiv kann ein Mensch wirklich sein? Bereits viele Philosophen haben sich mit dieser Frage sowohl direkt, als auch indirekt beschäftigt. Man könnte sich fragen, warum eigentlich.
Die Frage nach Objektivität ist insofern relevant, da sie unsere grundlegende Wahrnehmung und somit alles was wir Menschen für ‚unsere Wahrheit‘ empfinden, infrage stellt. Wir Menschen sind kluge Wesen. Wir besitzen Meinungen, besitzen Charaktereigenschaften, Güter, Erinnerungen, Wissen, usw. Ein Besitzgefühl weisen wir sogar teilweise gegenüber Menschen wie bspw. ‚unserem Arzt‘ auf. Das Gefühl des Besitzens macht unsere Individualität und somit unser „Ich-Gefühl“ aus. Jeder von uns ist ein Ich und identifiziert sich mit den meisten seiner Gedanken und Gefühlen. Die Gedanken und Gefühle – unser Verstand im Allgemeinen – sind jedoch ein Produkt der Evolution und somit beschränkt. Mit anderen Worten: unser Gehirn ist auf die kleinen Dinge im Leben ausgelegt. Die Subjektivität menschlicher und scheinbar neutraler Wahrnehmungen, wie die Größe von Gegenständen, lässt sich anhand dessen widerlegen, dass wenn wir evolutionsbedingt bspw. 100-fach so scharfe Augen hätten, wir dieselbe Größe als länger Empfinden würden. Genauso steht es um unsere innere Welt.
Der Fakt, dass wir negative Emotionen, wie Angst empfinden können beeinflusst unser Bild vom Bösen, sowie die Fähigkeit positive Emotionen wahrnehmen zu können unser Bild vom Guten beeinflusst. Diese Bilder sind subjektiv und auf unsere Bedürfnisse ausgelegt und gesellschaftlich beeinflusst. Menschen sind in der Lage zu verstehen, dass jemanden oder etwas zu schlagen, schmerzhaft für das gegenüber ist. Wenn ein Tier jedoch schmerzen durch bspw. Helles Licht empfinden würde und ein Mensch das nicht wüsste, während er das Tier anleuchtet, würde er nicht wissen, dass er was ‚böses‘ tut. Die Grenzen unseres Verstandes sind auch die Grenzen, in denen wir Gut und Böse reflektieren können.
Die Religion würde den Menschen nun dennoch als Zentrum der Erde und Ziel der Evolution sehen, wobei ein Ziel an sich ein sehr menschliches Konstrukt ist, welches in der Natur nicht in der Form unseres Verständnisses nicht wiederzufinden ist. Seine biologische Bedingtheit ist nicht zu leugnen. Somit komme ich zu dem Entschluss, dass der Mensch nicht über allem steht, ein Tier ist und somit ein begrenztes Denkvermögen hat, welches der Grund für eine unmögliche Objektivität ist.

Von Nicole R.

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